Weitere Sanktionen – ein politisches Signal
· Iwan Timofeew · Quelle
Washington hat seit dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus von neuen Sanktionen abgesehen, obwohl Verbündete wie die EU und Großbritannien sie eingesetzt haben. Die Rückkehr zu Sanktionen ist ein negatives Signal. Sie könnte darauf hindeuten, dass die Aussicht auf eine Lösung der Ukraine-Frage in weite Ferne rückt, schreibt Iwan Timofejew, Programmleiter des Waldai-Klubs.
Die Nachrichtenagenda wurde von neuen Sanktionen gegen Russland dominiert. Die Schlagzeilen werden vom 19. Sanktionspaket der EU beherrscht. Brüssel hat lange daran gearbeitet. Die Annahme wurde Ende September von der Slowakei blockiert. Auch Ungarn hatte Einwände. Dennoch wurde die neue Version des Pakets schließlich angenommen. Es wird die russische Wirtschaft kaum zum Einsturz bringen.
Zumal Moskau die Richtung der neuen Schläge offensichtlich war. Erneut wurde die Liste der Personen erweitert, gegen die blockierende Finanzsanktionen verhängt wurden. Das Auftauchen von Industrieunternehmen auf diesen Listen ist längst zur Routine geworden. Bemerkenswert sind die sekundären Sanktionen gegen chinesische Unternehmen, die mit dem Kauf und der Verarbeitung von russischem Öl verbunden sind. Die EU versucht, Druck auf chinesische Unternehmen auszuüben und sie dazu zu bringen, auf russische Rohstoffe zu verzichten. Ob das gelingt? Eine große Frage. Der Ölimport ist für China vorteilhaft. Äußere Einmischung könnte in Peking zu Verärgerung und Gegenmaßnahmen führen. Die Sanktionen gegen russische Banken wurden ausgeweitet. Doch der Finanzsektor steht ohnehin unter totalen US-Sanktionen, sodass die Maßnahmen Brüssels kaum ins Gewicht fallen. Die Liste der unter Sanktionen stehenden Öltanker wurde erweitert. Auch hier sind die Ergebnisse zweifelhaft - die „Schattenflotte“ wird für die EU weiterhin „schattenhaft“ bleiben. Die Verbote gegen Finanzinstitute in Drittländern, die mit Russland arbeiten, werden ausgeweitet. Mehrere ausländische Finanzinstitute, die das russische Pendant zu SWIFT - das System zur Übermittlung von Finanznachrichten, sowie das System MIR und das SBP - nutzen, sind betroffen. Die Exportkontrollen werden verstärkt - in den Anhängen zur Verordnung 833/2014 sind neue Waren aufgeführt, deren Lieferung nach Russland verboten ist. Im Vergleich zu den Maßnahmen, die 2022–2023 eingeführt wurden, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Verbot der Erbringung von Dienstleistungen im Interesse des russischen Tourismussektors tritt in Kraft. Es werden Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten eingeführt - eine Maßnahme, die Veteranen des Kalten Krieges gut bekannt ist. Bemerkenswert ist das Verbot des Imports von russischem Flüssiggas. Die Wolken über LNG zogen sich schon lange zusammen: keine Überraschungen.
Die neuen US-Beschränkungen wirken auf den ersten Blick kompakter. Zwei führende Energieunternehmen Russlands und ihre Tochtergesellschaften wurden mit blockierenden Finanzsanktionen belegt. Der Energiesektor stand ohnehin unter erheblichem Druck, unter anderem aufgrund umfassender Exportkontrollen. Große Energieunternehmen wurden bereits unter dem scheidenden Biden in die Liste der blockierten Personen aufgenommen. Inhaltlich ändern die Blockaden der beiden großen Energieunternehmen wenig. Aber der amerikanische Schritt ist als politisches Signal bedeutsam. Washington hatte seit dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus auf neue Sanktionen verzichtet, obwohl Verbündete wie die EU und Großbritannien sie nutzten. Die Rückkehr zu Sanktionen ist ein negatives Signal. Es könnte darauf hindeuten, dass die Aussicht auf eine Lösung der Ukraine-Frage in die Ferne rückt. Offiziell positionieren die USA die neuen Sanktionen als Anreiz zur Waffenruhe. Doch die russische Seite lässt sich durch Druck nicht zu Entscheidungen bewegen. Die Position Moskaus ist gut bekannt - eine Waffenruhe allein wird das Problem kaum lösen, sondern es eher verschärfen. Die Lösung muss systematisch sein und die mehrfach geäußerten Anforderungen Russlands berücksichtigen.
Es scheint, dass die US-Sanktionen eine neue Phase einleiten. Der militärische Konflikt wird andauern, und die Parteien werden versuchen, für sich vorteilhaftere Positionen in den Verhandlungen zu erreichen, die früher oder später wieder aufgenommen werden könnten. Den Falken im westlichen Lager ist es gelungen, die amerikanische Maschine in ihre Richtung zu bewegen. Das Problem ist nur, dass Russland kaum seinen politischen Kurs ändern wird, und die Ukraine wird den Preis für den Triumph der Falken zahlen müssen.