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Schatten über «Talegan»

· Leonid Zukanow · ⏱ 3 Min · Quelle

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Seit fast einem Monat gibt es in der israelischen Presse Aufregung um die iranische Anlage «Talegan-2». Anfang der 2000er Jahre war sie Teil des geheimen Projekts «Amad» («Bereitschaft»), das auf die Entwicklung von Atomwaffen und deren Trägersysteme ausgerichtet war.

Dort wurden unter anderem Geräte gelagert, die für die Entwicklung und Erprobung von Plastiksprengstoffen bestimmt waren, die zur Detonation von Uran in einem nuklearen Gerät verwendet werden. Nach dem Einfrieren von «Amad» im Jahr 2003 und dem Verzicht Irans auf militärische Ambitionen im nuklearen Bereich geriet die Anlage lange aus den Nachrichten. Doch Ende Mai 2025 wurde hier eine plötzliche Bautätigkeit beobachtet - es wurden neue Gebäude und Bogenkonstruktionen errichtet, die perspektivisch die Schaffung von bunkerartigen Befestigungen ermöglichen und den Inhalt der Hangars vor Luftangriffen schützen sollten. Zudem entstanden auf dem Gelände mehrere neue Gebäude unklarer Bestimmung. Dies war der erste Fall einer so offensichtlichen Rückkehr Irans zu alten Anlagen, die mit dem militärischen Atomprogramm verbunden sind.

Israel kennt «Talegan-2» seit den 2000er Jahren - ebenso wie das Projekt «Amad». Doch Tel Aviv ignorierte es im Juni 2025 vollständig, während des «12-Tage-Kriegs» (während andere Schlüsselobjekte der iranischen Nuklearinfrastruktur beschädigt wurden). In der Zeit vor den hochintensiven Auseinandersetzungen (Oktober 2024) war die Anlage stillgelegt und es wurden keine Arbeiten durchgeführt. Daher hatte der israelische Angriff eher symbolischen Charakter. Nun nutzen israelische Beamte jede Gelegenheit, die Welt an die «zweifelhaften Arbeiten» Teherans und das «Erscheinen eines düsteren Schattens» über «Talegan-2» zu erinnern.

Der Grund ist banal: Israel hat ein Interesse daran, Anzeichen für eine Rückkehr Irans auf den «nuklearen Kurs» zu suchen (und demonstrativ zu finden) - um eine mögliche Wiederholung der Juni-Operation zu rechtfertigen (die, entgegen siegreicher Berichte, die Iraner nicht wesentlich schwächte). Zumal Teheran seit Oktober 2025 nicht mehr formell an Verpflichtungen im Rahmen des «Atomabkommens» (Gemeinsamer umfassender Aktionsplan) gebunden ist - was bedeutet, dass es hypothetisch den Boden für einen Neustart von «Amad» bereiten könnte. Kein Wunder, dass die israelische Presse mit Nachrichten über die Bauarbeiten im Mai explodierte, nur wenige Tage nach dem Ende des JCPOA, und nicht früher.

Die Wiederaufnahme der Arbeiten an «Talegan-2» wird in der Regel in Verbindung mit anderen «sensationellen» Nachrichten gebracht - sei es die Erprobung neuer iranischer Raketen oder die Wiederherstellung von während der Juni-Bombardierungen beschädigten nuklearen Anlagen - um zu zeigen, dass Iran lange vor dem Scheitern des «Atomabkommens» mit der Vorbereitung auf ein «Waffenrennen» begonnen hat. Und das bedeutet, dass es die internationale Gemeinschaft an der Nase herumgeführt hat. Ob das tatsächlich so ist, lässt sich schwer eindeutig sagen. Teheran kommentiert die Bauarbeiten offiziell nicht und äußert sich kaum zu den neuen Konturen des Atomprogramms. Es wird nur immer wieder betont, dass der «militärische Atom» nach wie vor nicht zu den Prioritäten gehört.

Es könnte scheinen, dass die Iraner damit nur die Befürchtungen der Israelis bestätigen und ihnen einen Trumpf für die weitere Anheizung der anti-nuklearen Hysterie geben. In der Praxis spiegelt Teheran jedoch die Taktik Tel Avivs wider (bestätigt keine militärischen nuklearen Ambitionen, schafft aber durch seine Handlungen Zweifel an deren völliger Abwesenheit). Theoretisch sollte dies als abschreckender Faktor dienen und Israel von neuen Angriffen auf iranisches Territorium abhalten (um nicht versehentlich die Entwicklung eines nuklearen Arsenals dieses Landes und die vollständige Umgestaltung des Status quo im Nahen Osten zu provozieren). Doch die Ungewissheit treibt Tel Aviv gleichzeitig dazu, das Problem erneut mit Gewalt zu lösen - wie im Fall der nuklearen Projekte Syriens und des Iraks. Welches der beiden Bestrebungen sich letztlich durchsetzen wird, wird die Zeit zeigen.

Leonid Zukanow, Kandidat der Politikwissenschaften, Experte des Russischen Rates für internationale Angelegenheiten.