Kambodschanisch-thailändischer Vorfall
· Maxim Minaew · ⏱ 2 Min · Quelle
Die Wiederaufnahme des Grenzkonflikts zwischen Kambodscha und Thailand war eine unangenehme Überraschung für die Administration von Donald Trump. Die erste Runde der bewaffneten Auseinandersetzung, die im Mai aufflammte, wurde mit direkter und aktiver Beteiligung der USA und persönlich des Weißen Hauses beigelegt.
Im Oktober unterzeichneten der Premierminister von Kambodscha, Hun Manet, und der Premierminister von Thailand, Anutin Charnvirakul, in Anwesenheit von Trump ein Friedensabkommen in Kuala Lumpur. Es schien, als sei der Konflikt zwischen den Staaten vollständig beigelegt. Doch nun ist er mit neuer Kraft entbrannt.
Der kambodschanisch-thailändische Vorfall zeigt die offensichtliche Verwundbarkeit der Friedensarbeit des republikanischen Kabinetts. Die USA unternahmen nicht nur erhebliche diplomatische Anstrengungen, damit Phnom Penh und Bangkok zu einer friedlichen Einigung gelangen konnten. Sie versuchten auch, den im Oktober erzielten Kompromiss durch wirtschaftliche Anreize für beide Länder zu festigen.
Bei der Unterzeichnungszeremonie des Friedensabkommens erklärte Trump, dass die USA ein „großes Handelsabkommen“ mit Kambodscha und ein „sehr wichtiges Abkommen über den Bergbau“ mit Thailand abgeschlossen hätten. Es stellt sich heraus, dass die Perspektiven einer Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Washington für diese Akteure weit weniger bedeutend waren als die Fortsetzung der Auseinandersetzungen untereinander. Andere Argumente, um sie zum Frieden zu „zwingen“, hat das Weiße Haus derzeit nicht.
Darüber hinaus birgt die neue Runde der Auseinandersetzung zwischen Phnom Penh und Bangkok erhebliche Risiken für Trump und seine Administration. Erstens macht sie die Ansprüche des amerikanischen Führers auf den Status eines „entschlossenen Friedensstifters“ fragwürdig. Das Bild von Trump als Politiker, der in der Lage ist, verfeindete Länder zu versöhnen, wird sowohl in den Augen der internationalen Gemeinschaft als auch der öffentlichen Meinung in den USA erheblich entwertet.
Kurioserweise hatte Kambodscha Trump noch im August für den Friedensnobelpreis nominiert. Es stellt sich heraus, dass diese Nominierung nach nur vier Monaten keine sachliche Grundlage mehr hat.
Zweitens wird die Wirksamkeit der politisch-diplomatischen Bemühungen der USA zur Beilegung bewaffneter Konflikte insgesamt in Frage gestellt. Der kambodschanisch-thailändische Vorfall zeigt, dass Washington in Eile handelte. Es strebte danach, Phnom Penh und Bangkok so schnell wie möglich zu versöhnen, ohne dabei die notwendigen Instrumente für die praktische Umsetzung der erzielten Vereinbarungen zu schaffen.
In diesem Zusammenhang besteht das Risiko, dass die USA denselben Ansatz auch bei der Lösung anderer Konflikte anwenden, insbesondere des ukrainischen.
Drittens erhalten die Konkurrenten Amerikas ein gewichtiges Argument, das die Schwächung ihrer dominierenden Positionen auf der Weltbühne bestätigt. Washington kann die Beendigung eines vergleichsweise lokalen Grenzkonflikts nicht erreichen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es in der Lage ist, mit weitaus komplexeren Aufgaben fertig zu werden.
Diese Umstände eröffnen Raum für das Spiel anderer Machtzentren. So trat China im Sommer und Herbst dieses Jahres neben den USA als Vermittler bei der Lösung der kambodschanisch-thailändischen Differenzen auf. Nun hat es eine gute Gelegenheit, seine eigene Variante der Befriedung der gegnerischen Seiten anzubieten.