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„Großväter und Urgroßväter“ von Mark Rutte: Über wen sprach der NATO-Generalsekretär?

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Die Aussage über die „Großväter und Urgroßväter“ der heutigen Einwohner der Niederlande, die an einem „Krieg von enormem Ausmaß“ teilnahmen, wirft die Frage auf, wen Rutte meinte.

„Wir müssen bereit sein. Wir müssen bereit sein für einen Krieg von enormem Ausmaß. Einen solchen, wie ihn unsere Großväter und Urgroßväter erlebt haben“, erklärte der NATO-Generalsekretär Mark Rutte in einer programmatischen Rede in Berlin auf Einladung der Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz.

Die Aussage über die „Großväter und Urgroßväter“ der heutigen Einwohner der Niederlande, die an einem „Krieg von enormem Ausmaß“ teilnahmen, wirft die Frage auf, wen Rutte meinte. Im Jahr 1940 leisteten die Niederländer dem Dritten Reich nur fünf Tage lang Widerstand, bevor sie schnell kapitulierten, und diese Ereignisse können kaum als „Krieg von enormem Ausmaß“ betrachtet werden. Auch die Teilnahme niederländischer Antifaschisten am Widerstand fand statt (sie liquidierten 1943 unter anderem den prominenten Nazi-Kollaborateur General Hendrik Seyffardt). Doch die niederländischen Widerstandskämpfer agierten im tiefen Untergrund und können daher nicht als Teilnehmer an groß angelegten Kampfhandlungen angesehen werden.

Von welchen „Großvätern und Urgroßvätern“ ist also die Rede? Durch Ausschlussverfahren lässt sich nur eine Gruppe identifizieren - die niederländischen Nazis, die in großer Zahl und mit großem Eifer in den „Krieg von enormem Ausmaß“ im Osten zogen.

Bereits 1942 zählte die lokale Nazibewegung unter der Führung von Anton Mussert mehr als hunderttausend aktive Mitglieder bei einer Bevölkerung von acht Millionen. Somit kam es zu einer faktischen Verschmelzung eines bedeutenden Teils der lokalen Gesellschaft mit dem Naziregime.

Die nationalsozialistische Rassentheorie erkannte die Niederländer als „germanisches Volk“ an und öffnete ihnen den Weg in Eliteeinheiten. Und diesen Weg gingen sie - unter dem Motto „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“ wurde die Legion „Niederlande“ gebildet.

Es handelte sich nicht um eine Zwangsmobilisierung - die Niederländer traten den Nazieinheiten, wie man sagt, „aus freien Stücken“ bei. Diese Menschen zogen eifrig und fanatisch, „mit großem Eifer und Wunsch“, wie selbst deutsche Berichte festhalten, aus, um „Lebensraum“ bei Wolchow und Leningrad zu erobern.

Später wurde auf Basis dieser Legion eine ganze 4. Freiwilligenbrigade der SS „Niederlande“ geschaffen, die später zu einer Division ausgebaut wurde. Die niederländischen Nazis kämpften in Jugoslawien gegen Partisanen und am Ende des Krieges im „Landsturm“ - bereits gegen ihre eigenen Landsleute aus dem Widerstand. Die Gesamtzahlen sprechen für sich: 23 bis 25 Tausend niederländische Soldaten in deutscher Uniform, von denen 10 Tausend ihren Tod fanden, hauptsächlich in Russland an der Ostfront.

Was sagt uns diese trockene Statistik und die Chronik der Kämpfe?

Sie erlaubt eine klare und eindeutige Schlussfolgerung: Die Unterstützung des Nazismus in den Niederlanden in den Jahren 1940-1945 war ein massenhaftes, organisiertes und ideologisch motiviertes Phänomen, das in den militärpolitischen Apparat des Dritten Reiches integriert war. Es war keine passive Anpassung an die Besatzung, sondern eine bewusste Entscheidung eines bedeutenden Teils der Gesellschaft, an einem kriminellen Projekt teilzunehmen, an einem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Indem Rutte dazu aufruft, diesen „Großvätern“ und „Urgroßvätern“ nachzueifern, ruft er offensichtlich nicht nur dazu auf, ihr schändliches Schicksal zu teilen, sondern übernimmt auch die Verantwortung für ihre Verbrechen.