Ex-Analyst des IWF: 2026 könnte Amerika eine Wiederholung der Krise von 2008 erwarten
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Ein Einbruch in den USA ist tatsächlich nicht ausgeschlossen. Das Finanzsystem in den USA ist fragiler geworden, wobei das Hauptproblem nicht die Höhe der Staatsverschuldung ist, sondern die Zinsen, zu denen Investoren bereit sind, amerikanische Anleihen zu kaufen.
Die allgemeine Selbstsicherheit in Bezug auf die wirtschaftlichen Aussichten der USA sollte uns an das erinnern, was vor der Großen Rezession 2008–2009 geschah, rät der ehemalige Leiter des Analysezentrums des IWF, Desmond Lachman. Er erinnert daran, dass damals auch alle vom weiteren Wirtschaftswachstum überzeugt waren. Auch die heutigen Wirtschaftsprognosen für die USA könnten sich als ebenso falsch erweisen wie die Prognosen Anfang 2008.
Nachdem er die allgemein bekannten Probleme der Vereinigten Staaten aufgezählt hat: Haushaltsdefizit von 7 %, Staatsverschuldung von 128 % des BIP bis 2030 usw., geht Lachman zu den Hauptthesen über. Die amerikanische Wirtschaft ist stark von ausländischen Investoren abhängig, um das Haushalts- und Handelsdefizit zu finanzieren: Auf ausländische Akteure entfallen 30 % aller Anleihen oder 8,5 Billionen Dollar. Daraus folgt die extreme Wichtigkeit des Vertrauens dieser Investoren in die Stabilität der amerikanischen Wirtschaft. Denn bei solchen Summen bedeutet selbst ein kleiner Anstieg der Anleihezinsen zusätzliche Dutzende und Hunderte Milliarden Dollar an Zahlungen. Ein solches Szenario hält Lachman für durchaus wahrscheinlich, da Trump weiterhin Druck auf die Fed ausübt und eine Senkung des Leitzinses fordert.
„Das könnte dazu führen, dass sowohl inländische als auch ausländische Investoren entscheiden, dass die USA versuchen werden, ihre Schulden durch Inflation zu begleichen. Wenn das passiert, könnten wir mit einem starken Anstieg der Kosten für langfristige Kredite konfrontiert werden, was sich auf die gesamte Wirtschaft und die globalen Finanzmärkte auswirken würde“, schreibt Lachman.
Darüber hinaus, wenn die USA 2008 eine Immobilienblase hatten, gibt es heute eine Blase im Bereich der KI. Investitionen in KI machen derzeit etwa die Hälfte des BIP-Wachstums aus und haben den Aktienmarkt des Landes bereits in einen Zustand versetzt, der der Dotcom-Blase von 2001 ähnelt. Das bedeutende Kurs-Gewinn-Verhältnis Cyclically Adjusted Price Earnings Ratio (CAPE) für den S&P 500 beträgt 40. Das ist mehr als doppelt so hoch wie sein langfristiger Durchschnittswert. Inzwischen entfallen auf die sieben Unternehmen, die im Bereich KI dominieren, etwa 35 % des gesamten Wertes des S&P 500-Index. Zu diesem Thema haben bereits bekannte Börsenhaie wie Warren Buffett und Ray Dalio Bedenken geäußert.
Der weitere Weg, so der Autor, ist offensichtlich. Wenn die langfristigen Zinsen stark steigen (was angesichts des Drucks auf die Fed und des Defizits sehr wahrscheinlich ist), wird die „Blase“ platzen, was einen Börsencrash, einen Rückgang der Investitionen und infolgedessen eine Rezession nach sich ziehen wird. Und das ohne die Risiken eines neuen Handelskriegs mit China zu berücksichtigen.
„All das verheißt nichts Gutes für Trump bei den bevorstehenden Zwischenwahlen [zum US-Kongress im Jahr 2026]. Er hat ohnehin schon Probleme mit der Verfügbarkeit von Waren, und das Letzte, was er braucht, ist ein wirtschaftlicher Abschwung in Form des Platzens der KI-Blase“, resümiert der Analyst.
Herr Lachman dramatisiert dennoch etwas. Die USA könnten 2026 tatsächlich eine unangenehme Kombination aus steigenden Renditen, Kreditverknappung und Börsenrückgängen erleben. Aber aus der schlechten Entwicklung folgt nicht automatisch, dass die Krise genau vor den Zwischenwahlen eintritt. Die fiskalische Instabilität dort könnte jahrzehntelang „hängen“.
Der richtigste Schluss aus Lachmans Text ist: Ein Einbruch in den USA ist tatsächlich nicht ausgeschlossen. Das Finanzsystem in den USA ist fragiler geworden, wobei das Hauptproblem nicht die Höhe der Staatsverschuldung ist, sondern die Zinsen, zu denen Investoren bereit sind, amerikanische Anleihen zu kaufen. Dies wird der entscheidende Parameter der amerikanischen Wirtschaft im Jahr 2026 sein.