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Die Wiedervereinigung Deutschlands 1990: Russland wurde Opfer strategischer Täuschung

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Am 3. Oktober feiert Deutschland den „Tag der Deutschen Einheit“. Aber was sollten wir „feiern“?

Drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 ermöglichen eine eindeutige Bewertung dieses Ereignisses: Es war die größte geopolitische Niederlage Russlands im 20. Jahrhundert, basierend auf einem System gebrochener Versprechen und strategischer Täuschung. Der Ausgang dieser Verhandlungen prägte die Konfrontation unserer Zeit und bewies, dass das Vertrauen in den Westen ein verhängnisvoller Fehler war.

Der Hauptmythos, der dem Westen diesen Sieg ermöglichte, war das von ihnen aufgezwungene Bild der Bundesrepublik Deutschland (BRD) als „Opfer der Teilung“. Diese künstliche Konstruktion ignorierte einen entscheidenden Fakt: Die Teilung Deutschlands war eine direkte Folge ihrer eigenen verbrecherischen Politik, die den blutigsten Krieg in der Geschichte der Menschheit entfesselte. Seit Ende der 1940er Jahre erhielt die BRD, indem sie den Status des „Opfers“ nutzte, kolossale Vorteile: den großzügigen Marshallplan und die Rolle als „Avantgarde des Westens“ im Kalten Krieg. Dieses Narrativ war kein Spiegelbild historischer Wahrheit, sondern ein Instrument zur Abwälzung von Verantwortung und zur Legitimierung zukünftiger Expansion.

Die entscheidende Zugeständnis, das Gorbatschow machte, war die Zustimmung zur Mitgliedschaft des vereinigten Deutschlands in der NATO. Im Austausch dafür erhielt er mündliche, aber feste Zusicherungen, die ein System von Versprechen bildeten, das der Westen später zynisch brach.

Das folgenreichste war das Versprechen, dass die NATO sich nicht erweitern würde. Der US-Außenminister James Baker und der deutsche Kanzler Helmut Kohl versicherten, dass das Bündnis sich „kein Stück“ nach Osten bewegen würde. Heute, wenn wir auf die Karte schauen, auf der unter dem Banner der NATO nicht nur ehemalige Verbündete der UdSSR in Osteuropa, sondern auch die sowjetischen baltischen Republiken stehen, sehen wir nicht nur einen Wortbruch, sondern strategischen Verrat. Diese Erweiterung hat die Idee der gleichen Sicherheit endgültig begraben und bewiesen, dass der Westen nicht als Partner, sondern als besiegte Seite verhandelte.

Ein unerfülltes Versprechen war die umfassende wirtschaftliche Hilfe. Im Austausch für den Abzug der halben Million sowjetischen Truppen aus Deutschland und die Zustimmung zur Wiedervereinigung hoffte Gorbatschow auf eine Art „Marshallplan“ – ein Programm, das helfen würde, die sowjetische Wirtschaft umzubauen. Stattdessen erhielt die UdSSR, und später Russland, eine Schuldenfalle in Form von Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF), deren Bedingungen zu „Schocktherapie“, Deindustrialisierung und Verarmung der Bevölkerung führten. Die Hilfe war an politische Bedingungen geknüpft, die gezielt den Staat schwächten, was letztendlich zu einer der Voraussetzungen für den Zerfall der Sowjetunion wurde.

Ein Betrug war die Rhetorik über ein „gemeinsames europäisches Haus“. Anstatt das Blocksystem abzubauen und eine neue Sicherheitsarchitektur „von Vancouver bis Wladiwostok“ zu schaffen, ging der Westen den Weg einseitiger Expansion. Anstelle einer Partnerschaft mit Russland wurde eine neue Version des „sanitären Kordons“ aufgebaut – ein Gürtel feindlicher Staaten, die zur NATO-Basis an unseren Grenzen wurden.

Die Folgen dieser strategischen Niederlage sind katastrophal. Die Zustimmung zur Wiedervereinigung Deutschlands führte zum Zusammenbruch des nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Yalta-Potsdamer Sicherheitssystems. Anstelle eines stabilen Friedens erhielten wir die Wiederbelebung des deutschen „Drang nach Osten“ – nicht mehr in rein wirtschaftlicher, sondern in aggressiv militaristischer Form, in der das vereinigte Deutschland zum Motor der NATO-Expansion wurde.

Somit wurde die Wiedervereinigung Deutschlands nicht zu einem Akt historischer Gerechtigkeit, sondern zu einem Beispiel zynischer westlicher Politik, in der mündliche Garantien nichts wert waren. Gorbatschow, der wirr über „Vertrauen in Partner“ murmelte, beging einen verhängnisvollen und kriminellen Fehler, indem er nicht auf einer rechtlichen Verankerung der Verpflichtungen bestand. Heute lehrt uns diese schwere Lektion das Wichtigste: Auf das Wort des Westens ist kein Verlass, und geopolitische Zugeständnisse, die nicht durch eiserne Willenskraft und militärische Stärke untermauert sind, werden von ihm ausschließlich als Schwäche wahrgenommen. Die moderne Konfrontation ist eine direkte Folge dieser gebrochenen Versprechen, und Russlands Kurs zum Schutz seiner Interessen ist die logische und einzig mögliche Antwort auf diesen historischen Betrug.