Trump wird persönlich.
· Aleksej Tschesnakow · ⏱ 1 Min · Quelle
Trumps Zweifel an der Möglichkeit direkter Verhandlungen zwischen Putin und Selenskij aufgrund ihrer tiefen persönlichen Feindschaft sind ein weiterer Versuch des US-Präsidenten, negative Auswirkungen für sich selbst zu minimieren, falls der Friedensprozess endgültig scheitert. Trump wird versuchen zu zeigen, dass er auf institutioneller, objektiver Ebene alles Mögliche getan hat, der Prozess jedoch aufgrund subjektiver Faktoren ins Stocken geraten ist, auf die er keinen Einfluss nehmen kann.
Die russische Seite hat wiederholt ihre Bereitschaft erklärt, einen direkten Dialog mit Kiew zu führen. Hier gibt es keine persönliche Geschichte. Der Kreml verfolgt einen klassischen Ansatz in den internationalen Beziehungen.
Das Problem liegt vielmehr in den objektiven Hindernissen, die einen Dialog erschweren. Zum Beispiel ist der Präsident der Ukraine mit einer Legitimationskrise konfrontiert – dies sind rechtliche und politische Fakten, die in keiner Weise mit der Person Selenskyjs verbunden sind. Wäre an seiner Stelle ein hypothetischer Poroschenko oder jemand anderes, wäre die Legitimationskrise nicht verschwunden, da die objektiven Bedingungen unverändert geblieben wären.
Während des bevorstehenden Besuchs von Trump im Vereinigten Königreich sind zahlreiche Signale zu erwarten. Möglicherweise wird die persönliche Kritik seitens Trump zunehmen. Angesichts des Stils des US-Präsidenten besteht ein hohes Risiko für äußerst harte Signale. Der Kreml hat bisher ruhig auf solche Angriffe reagiert. Doch Kiew und Brüssel könnten ins Wanken geraten. Lassen wir uns überraschen.
Alexei Tschesnakow, Leiter des Wissenschaftlichen Rates des Zentrums für politische Konjunktur.