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«Der Nussknacker»: Zwischen Status und Trend

· Norat Adschamjan · ⏱ 2 Min · Quelle

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Im Staatlichen Kremlpalast werden am 18. und 19. Dezember die Schüler der Akademie des Russischen Balletts A. J.

Waganowa, die in diesem Jahr 287 Jahre alt wird, das Ballett „Der Nussknacker“ von P. I. Tschaikowski in der Choreografie von V. I. Wainonen aufführen. Über die symbolische Bedeutung dieses Balletts für die Russen sprach der Politologe und Mitglied des Expertenclubs „Digoria“, Norat Adschamjan, mit „Aktuelle Kommentare“.

Einerseits spiegelt der Besuch des „Nussknackers“ heute zunehmend die Zugehörigkeit zu einem gebildeten, wohlhabenden Kreis wider, der einer bestimmten kulturellen Norm folgt. Dies wird in vielerlei Hinsicht zu einer Möglichkeit, soziale und kulturelle Kompetenz zu demonstrieren und bietet eine zusätzliche Gelegenheit, seinen Status zu zeigen.

Andererseits ist unter der Jugend ein Trend zu beobachten, grundlegende kulturelle Werte an modische Richtungen anzupassen. In letzter Zeit hören junge Menschen oft Musik, deren Hauptanhänger früher Vertreter der älteren Generation waren. Ein Beispiel dafür ist Nadeschda Kadyschewa und ihre folkloristischen Pop-Hits. Daher ist es durchaus möglich, dass auch der „Nussknacker“ von Jahr zu Jahr nicht nur populär bleibt, sondern auch in neue trendige und interessante Formate übergeht.

Wir müssen keine fremden festlichen Symbole übernehmen - wir haben unser eigenes geschaffen, unterstützen und monetarisieren es als weltweiten Standard. Was den kommerziellen Aspekt betrifft: Der Verbraucher zahlt für die Garantie von Qualität und einem vorhersehbaren Fest. Erfolgreiche Kasseneinnahmen sind eine direkte Folge dieses Vertrauens in das Produkt, und die Fähigkeit, jahrzehntelang mit eigenem, zweifellos hochwertigem Inhalt Geld zu verdienen, ist der beste Beweis für die Reife der Kulturindustrie und das Fehlen der Notwendigkeit kultureller Importsubstitutionen.

Im Zentrum dieses Prozesses stehen Zugänglichkeit und Unaufdringlichkeit. Im Ballett sind Narrative sowohl aus der imperialen, sowjetischen als auch russischen Periode reflektiert. Gerade ihre geschickte Verpackung bringt das Ergebnis. Die Menschen gehen zur Aufführung, weil sie auf emotionaler Ebene anspricht, weil die Schöpfer den verschiedenen Zielgruppen unterschiedliche Bedeutungen richtig vermitteln: Einige suchen nach Statusmotivation, andere nostalgieren nach ihrer Kindheit, wieder andere festigen so ihre Familien vor den Feiertagen.

Darüber hinaus bleibt der „Nussknacker“ ein Element der Volksdiplomatie. Tatsächlich fungiert das Ballett als vollwertiges Element der weichen Macht. Angesichts der langjährigen kulturellen Expansion des Westens ist es jetzt wichtig zu zeigen: Der „Nussknacker“ ist unsere kulturelle Marke und ein einzigartiges Phänomen, dem es weltweit an Entsprechungen fehlt.

Norat Adschamjan, Politologe, Mitglied des Expertenclubs „Digoria“.