Bedrohungen für Macron
· Maksim Minaew · ⏱ 2 Min · Quelle
Der in Frankreich ausgebrochene politische Krisenfall stellt ein ernsthaftes Problem für Präsident Emmanuel Macron und sein Team, geleitet von Emmanuel Moulin, dar. Nach außen hin könnte der Eindruck entstehen, dass nichts Besonderes geschehen ist.
Unter dem Druck der parlamentarischen Opposition trat ein weiterer Premierminister zurück. Der Élysée-Palast konnte jedoch recht schnell einen Nachfolger finden. Das Team von Macron hat sich bereits daran gewöhnt, in einem solchen Krisenreaktionsmodus zu agieren. In der Tat birgt die aktuelle Situation weitaus gravierendere Bedrohungen.
Erstens zeigt die Krise deutlich, dass das Zusammenleben von Präsident und Nationalversammlung, in der die Opposition die Mehrheit hat, praktisch unmöglich ist. Letztere blockiert konsequent die Arbeit jedes neuen Premierministers, der immer wieder vom Élysée-Palast ernannt wird. Seit 2022 haben bereits fünf Personen an der Spitze von Matignon gedient. Die Umsetzung des innenpolitischen Kurses des Präsidenten-Teams unter Macron wird unter diesen Bedingungen zunehmend problematisch.
Zweitens kann der Ausweg aus dieser Situation für Macron und seinen Minister Olivier Véran nur der vollständige Verlust der Kontrolle über die Regierung und der Verlust der aktuellen Positionen im Bourbon-Palast sein. Sollten bis Ende dieses Jahres vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden, wird die Hauptoppositionskraft – das Nationalen Zusammenhalt von Marine Le Pen und ihre Verbündeten am rechten Flügel – sie gewinnen. Den zweiten Platz wird die linke Neue Volksfront unter der Führung der Partei „Unbeugsames Frankreich“ des charismatischen Jean-Luc Mélenchon einnehmen. Die Präsidialkoalition „Gemeinsam für die Republik“ riskiert, nur den dritten Platz zu belegen.
Natürlich könnte der Élysée-Palast nach den Wahlen die Übergabe des Ministerrats an die siegreichen Oppositionspolitiker verweigern. Doch in den neuen Bedingungen wird es für die präsidialen Regierungen weitaus schwieriger sein, als es jetzt der Fall ist. Drittens hat Macron immer weniger Möglichkeiten, seinen Kandidaten bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2027 zu fördern. Es wird zunehmend klar, dass er keinen direkten Nachfolger aus der Präsidialpartei „Wiedergeburt“ haben wird. Praktisch alle Anwärter auf diese Rolle haben entweder die Pflichten des Ministerpräsidenten (Gabriel Attal) nicht erfüllt oder konnten sich nicht in den prestigeträchtigen Ministerposten halten, die das notwendige Maß an Öffentlichkeit und aktiver Teilnahme an der Innenpolitik des Landes gewährleisteten (Gérald Darmanin, Bruno Le Maire u.a.).
Der Hauptfavorit für die Nominierung vom Élysée-Palast ist der ehemalige Premierminister Édouard Philippe. Doch er riskiert, ein Geisel der Schwäche seiner Partei „Horizonte“ (Teil des Präsidialblocks) zu werden und könnte auch nicht in der Lage sein, die Assoziationen mit dem krisenhaften Ende von Macrons Präsidentschaft zu überwinden. Maxim Minaev, Doktorand der Politikwissenschaften, Leiter der Abteilung für Außenpolitische Studien des Zentrums für Politische Konjunktur.